Die Bäume in den Städten und Gemeinden im Landkreis Mayen-Koblenz und darüber hinaus sind wichtige Verbündete gegen den Klimawandel. Sie spenden Schatten und Kühlung. Dies ist aber nur ein Grund, weshalb jüngst der Kurs „Schnitt und Pflege von Straßenbäumen“ in Saffig für kommunale Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Pellenz und der Gemeinde Ochtendung angeboten wurde. Der Kurs wurde im Rahmen des Projektes „Mehr als nur Grün“ der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz und der Stadtverwaltung Koblenz mit Unterstützung der Ortsgemeinde Saffig durchgeführt.
Den Teilnehmern wurde vermittelt, dass jeder Schnitt auch ein Eingriff in den Baum ist und diesem Wunden zuführt, die potentielle Eintrittspforten für Krankheitserreger sind. Ein Baumschnitt sollte deshalb nur erfolgen, wenn dringende Gründe dafürsprechen. Gründe können unter anderem die Verkehrssicherheit oder der Erhalt eines gesunden Baumes sein. Der Schnitt sollte nur zum richtigen Zeitpunkt, im angemessenen Umfang, mit der passenden Schnitttechnik und professionellem Werkzeug erfolgen. Kappungen von Stämmen oder Ästen verbieten sich und führen zu einer Schwächung des Baumes mit absterbenden Ästen oder zahlreichen neuen Asttrieben, die in den kommenden Jahren wieder arbeits- und kostenintensiv weitgehend entfernt werden müssen. Ein Schnitt von Bäumen sollte aus baumbiologischer Sicht in der Vegetationsperiode erfolgen, da dann die Wundheilung am besten ist. Hierbei ist selbstverständlich der Artenschutz zu beachten. So dürfen beispielsweise keine Vogelnester in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wichtig ist es, die artspezifische Wuchsform, den Habitus der Bäume beim Schnitt zu beachten und die natürliche Kronenform zu erhalten. Es gilt, Bäume möglichst lange gesund und vital zu erhalten. „Wenn ein 100-jähriger Baum gefällt wird, müsste man 50 junge Bäume pflanzen und erstmal wachsen lassen, um dieselben positiven Wirkungen des alten Baumes, zum Beispiel in Bezug auf die Bindung von Staub, die Bildung von Sauerstoff und so weiter zu ersetzen“, sagt Peter Wirges, Referent des Kurses. Zu bedenken sind nicht nur die positiven Wirkungen der Bäume für den Menschen, sondern auch für die biologische Vielfalt: Auf einer alten Eiche können gleichzeitig 200 Tierarten leben.
„Eine regelmäßige Kontrolle und Pflege der Bäume ist notwendig, um die Verkehrssicherheit der Bäume zu gewährleisten und Gefahren durch Bäume zu minimieren. Regelmäßige Pflege spart darüber hinaus Geld und trägt zum langfristigen Erhalt der Bäume bei“, betont Peter Wirges. Werden Schnitt und Pflege vernachlässigt, so sind später größere Eingriffe nötig, was den Baum schädigt und zu höheren Kosten führt. „Optimal sind Baumkontrollen in einem Rhythmus von neun Monaten. Hierdurch wird der Baum zu verschiedenen Jahreszeiten betrachtet, was hilft, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.“ Oft ist es für den nicht besonders geschulten kommunalen Mitarbeiter in der Gemeinde nicht möglich, potentielle Gefahren oder einen Pflegebedarf zu erkennen. Hier ist es nötig, externe Fachleute hinzuzuziehen oder die Mitarbeiter intensiv zu schulen. Die Aufstellung eines Baumkatasters und seine regelmäßige Fortführung bildet eine solide Grundlage bei der Baumpflege und spart langfristig Kosten. Im „grünen Bereich“ zu sparen, bedeutet auf jeden Fall, an der falschen Stelle zu sparen, da waren sich die Teilnehmer im Kurs einig.
Nach der Theorie wurden gemeinsam Bäume kontrolliert. Wo gibt es konkreter Handlungsbedarf und was ist zu tun, um Gefahren zu minimieren und den Baum mit möglichst wenigen Schnittmaßnahmen vital zu erhalten? Bei den praktischen Übungen zeigte sich schnell, wie wichtig und hilfreich das vermittelte Fachwissen ist und wie wichtig gute Astsägen sind.
9. September 2022