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Apollo-Nachzucht soll Aussterben verhindern
Ronny Strätling aus Emmersweiler im Saarland gehört zu dem Team von Ehrenamtlichen, die den Apollo mithilfe einer Erhaltungszucht vor dem Aussterben bewahren. Bereits seit den 1980er-Jahren begeistert sich der hauptberufliche IT-Fachmann für den gefährdeten Schmetterling und begleitet bei sich zu Hause jährlich etwa 100 Exemplare durch ihren Lebenszyklus.
Herr Strätling, Sie sind mit Ihrer Zucht quasi das Apollo-Backup für den Notfall. Warum begeistern Sie sich gerade für diese Schmetterlingsart?
Die Art hat mich bereits in meiner Kindheit emotional berührt, meine Liebe zu Schmetterlingen und auch mein Interesse für ihren geheimnisvollen Entwicklungszyklus verstärkt. Kleinräumig habe ich das Aussterben schon so mancher Tagfalterart im Saarland verfolgen müssen und die jüngsten Entwicklungen der Populationen des Mosel-Apollos erinnerten an genau jene Aussterbeereignisse. Diese, insbesondere die vom Menschen verursachten, nehmen stark zu. Der Mosel-Apollo ist eine Art, die öffentliches Aufsehen erregt und die auch auf einem Weinetikett gerne abgebildet wird. Sie ist also sehr gut geeignet, dieses Problem der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen.
Weitere Züchter des Falters wohnen teils mehrere 100 Kilometer vom Moseltal entfernt und engagieren sich aus der Ferne für die Region. Wie erklären Sie sich die überregionale Begeisterung für den Mosel-Apollo?
Wir Schmetterlingsbegeisterten sind gut vernetzt. Zusammenarbeit bei Publikationen, gemeinsame Exkursionen, freiwillige Biotoppflege, Tagungen und so weiter tragen dazu bei. Genau wie ich sind sehr viele in unserer Gemeinschaft mit Herzblut und freiwilligem Engagement dabei, den Schmetterlingen zu helfen. Was man sehen muss, ist dass die Maßnahmen, Lebensräume zu schaffen, zu erhalten und zu vernetzen, nicht nur den „Zielarten“ helfen. Das gesamte Ökosystem profitiert davon – der Mosel-Apollo ist auch nur ein Indikator, wie es um das Ökosystem an der Mosel bestellt ist. Gemeinsam werden wir vieles herausfinden, was für den Schutz der Art von Relevanz ist, und was helfen wird, das mit dem Weinanbau eng verzahnte fragile Ökosystem zu schützen.
Welchen Aufwand erfordert die Apollo-Nachzucht? Wie sieht Ihr Einsatz für den Schmetterling konkret aus?
Zu Beginn war der Aufwand immens und die Ergebnisse teils frustrierend. Infektionen in der Zucht, die aufwendige Beschaffung des Futters in entsprechender Qualität, der Bau des Zucht-Equipments. Wir arbeiten inzwischen mit „Apollo-Boxen“. Das sind Behälter, die mit einem offenen Boden auf Pflanzschalen gestellt werden können und über eine professionelle „Grow-Lamp“ beheizt und beleuchtet werden. So können ohne Aufsicht Raupen bis zu zwei Wochen aufgezogen werden, was eine immense Erleichterung ist.
Wie genau läuft die Nachzucht ab?
Die frisch abgelegten Eier müssen mindestens acht Wochen im Warmen bei Sommertemperaturen verbleiben. Die Raupen entwickeln sich noch vor dem Winter in den Eiern. Danach werden die Eier spätestens im November bei konstant 70 Prozent Luftfeuchte im Kühlschrank überwintert. Nach mindestens acht Wochen nimmt man die Eier dann ins Warme und die Raupen beginnen zu schlüpfen. Innerhalb von 20 Tagen können sie zur Verpuppung gebracht werden. Die Raupen häuten sich viermal. Die Zeit bis zur dritten Häutung ist mit vergleichsweise wenig Aufwand verbunden. Danach jedoch müssen die Pflanzschalen häufig gewechselt werden, was sehr arbeitsaufwendig ist.
Sollen Raupen ausgesetzt werden, so müssen viele Raupen aufgezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit für Infektionen steigt, und man ist ständig im Einsatz. Daher setzen wir auch die Raupen aus und nicht die Falter. Die Raupen können sich akklimatisieren und die nächste Generation mit dem Wetter synchronisieren.
Es werden ja nicht alle Raupen ausgesetzt, damit der Mosel-Apollo in Gefangenschaft weiter vermehrt werden kann. Wie genau funktioniert diese Weiterzucht?
Für die Weiterzucht müssen sich die Raupen in Gefangenschaft verpuppen. Die Paarung muss in Gefangenschaft meist als sogenannte „Handpaarung“ herbeigeführt werden. Das ist eine sehr arbeitsintensive Phase für den Züchter. Die Tiere müssen regelmäßig gefüttert und die Weibchen sofort nach dem Schlupf verpaart werden, während die Männchen mindestens vier Tage benötigen, um „voll einsatzfähig“ zu sein. Und dann zieht sich die Schlupfperiode über 14 Tage. Um die begatteten Weibchen muss man sich danach ebenfalls intensiv kümmern, damit sie innerhalb weiterer acht Tage ihren vollen Ei-Vorrat ablegen können. Wir hoffen sehr, dass Pflegemaßnahmen im Gelände und weitere Forschung zu den Gefährdungsfaktoren uns helfen werden, dass diese Erhaltungszucht bald nicht mehr notwendig sein wird.