Die Stadt Andernach kann auf eine lange Historie an Biodiversitäts-Projekten zurückblicken. Deshalb trafen sich nun zahlreiche Vertreter von Kommunen aus dem Landkreis Mayen-Koblenz und darüber hinaus zu einer stadtökologischen Führung durch Andernach im Rahmen des Projektes "Mehr als nur Grün".
Zunächst stand die Essbare Stadt im Fokus der Führung. Los ging es damit in den Jahren 2008 und 2010, als erste Flächen an der Stadtmauer in Andernach umgestaltet wurden. „Die Essbare Stadt möchte aufzeigen, wie man Grünflächen sinnvoll und klimaverträglich gestalten kann und verfolgt hierbei auch das Ziel, die Lebenswertigkeit durch Grün in Andernach zu erhöhen“, sagte Jan Hild aus dem Sachgebiet Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadtverwaltung Andernach, der das Projekt von Anfang an begleitet. Auch die Anwohner sind von der Essbaren Stadt überzeugt, was sich in der Wertschätzung für die Anlagen zeige. „Mutwillige Zerstörung oder wilde Müllablagerung in den Beeten der Essbaren Stadt gibt es faktisch nicht“, so Hild.
Kräuter und Gemüse haben viele Flächen in der Stadt erobert, so auch die Blumenkästen des Rathauses, an dem zusätzlich Weinreben nach oben klimmen. Kurzum, die Essbare Stadt ist ein fester Bestandteil von Andernach geworden, der auch Langzeitarbeitslosen über die Perspektive gGmbH eine sinnvolle Beschäftigung ermöglicht. Das Projekt wird nicht nur aus Mitteln der Stadt gefördert, sondern auch über den Europäischen Sozialfonds.
Der Klimawandel führt zu einer zunehmenden Überhitzung der Gemeinden, so auch in Andernach. Hier ist vor allem die Innenstadt, bedingt durch die engere Bebauung, betroffen, verdeutlichte Mona Maar, Klimaschutzmanagerin der Stadt Andernach. Ein mögliches Mittel, um der Überhitzung in den Städten entgegen zu treten, ist eine Bepflanzung. Bäume bringen Schatten und Kühlung durch Verdunstung, aber nicht jeder Baum erträgt die zunehmende Hitze und Trockenheit des Klimawandels. Daher werden „Klimabäume“, die mit den neuen Bedingungen umgehen können, gepflanzt. „Die zunehmende Erwärmung hat jedoch auch einen deutlichen Mehraufwand für die Bewässerung zur Folge“, betonte Jan Hild.
Wichtig ist es alle Bürger auf diesem Weg mitzunehmen. So informiert die Stadt Andernach auch zu Themen wie Gartengestaltung. Hierzu dienen zwei Klimabeete am Stadtgraben gegenüber der Polizei, die Mona Maar vorstellte. Ein Beet ist „verschottert“, ein zweites Beet naturnah mit Stauden bepflanzt. Das Staudenbeet hat deutliche Vorteile, indem es einer Überhitzung entgegenwirkt und die biologische Vielfalt fördert. Schotterbeete hingegen sind „tot“, tragen zur Überhitzung bei und bieten keinen Regenrückhalt. Dort wo Bebauungspläne Schottergärten verbieten, geht die Stadt Andernach mit Rückbauverfügungen gegen diese Gärten vor.
Zum Schluss ging es noch auf den Hauptfriedhof in Andernach. Auch hier ist vieles im Fluss. Durch eine Veränderung der Bestattungskultur verschwinden immer mehr Reihengräber und größere Grabanlagen. Sehr nachgefragt sind Urnengräber in Rosenbeeten oder unter Bäumen. So bleiben immer mehr Gräber ungenutzt und werden einer neuen Nutzung zugefügt. „580 Bäume stehen auf dem Andernacher Friedhof. Dieses Potential gilt es zu erhalten und auszubauen. Nicht mehr genutzte Gräber werden zum Teil mit Bäumen bepflanzt, die in Zukunft das Blätterdach über dem Friedhof schließen werden. Hierdurch wird den Besuchern des Friedhofs Schatten gespendet und die Aufenthaltsqualität gesteigert“, so Hild. Der Friedhof wirkt aber auch einer generellen Überhitzung der Stadt Andernach entgegen.
Das Projekt "Mehr als nur Grün" steht in der Trägerschaft des Landkreises Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz und wird vom Umweltministerium Rheinland-Pfalz gefördert. Ziel ist die Klimaanpassung und die Biodiversität auf privaten und öffentlichen Grünflächen zu fördern.
29. Juli 2022